Plätzchen

Mandelplätzchen

Noch eine Kindheitserinnerung: Mandelplätzchen.

Diese Plätzchen habe ich als Kind mit meiner Großmutter gebacken. Wir standen um den dunklen, runden Holz-Esstisch in der Küche herum und stachen die Plätzchen aus.

Ich durfte mit meiner Großmutter die Mandeln häuten und sie später in die, mit Eigelb bestrichenen Plätzchen drücken. Die Küche war schön warm durch den Gasherd, der für das Plätzchenbacken schon vorgewärmt war.

Ich bin mit diesem schmalen Gasherd aufgewachsen, mit dem leisen, zischenden Geräusch des ausströmenden Gases, dem Klicken des Zünders, der durch einen Federhebel angezogen wurde, dem blauen Licht der kleinen Flammen. Wir haben damals die pappig gewordenen Brötchen vom Vortag angefeuchtet, auf eine Gabel gespießt und über der Gasflamme knusprig aufgebacken.

Unvergessliche Erinnerungen sind das, die mich bis heute warm umarmen. Ich habe später in der Schule für den Kochunterricht die Küchenzeile mit dem Gasherd gewählt, und während viele meiner Mitschülerinnen Angst vor den offenen Flammen hatten, habe ich das Kochen ohne lange Anheizzeiten sehr genossen.

In meinen ersten eigenen Wohnungen gab es keine Gasherde und ich ärgerte mich über die vertane Zeit, die die Elektroherde brauchten, um richtig heiß zu werden. Heute genieße ich meinen Induktionsherd, einen Elektroherd mit schneller, unmittelbarer Hitze. Er ist energiesparend, relativ kostengünstig, kinderfreundlich und gut zu reinigen. Damit kann ich gut leben.

Die modernen Backöfen (meiner ist unabhängig vom Kochfeld, in einer bequemen Höhe eingebaut) sind mit ihren vielen Funktionen den alten Gasöfen natürlich nicht annähernd ähnlich. Wenn ich daran denke, wie ich unter den wachsamen Augen meiner Großmutter, mit einem Streichholz die hinter einer kleinen, beweglichen emaillierten Scheibe befindliche Zündflamme angezündet habe, während sie den Reglerknopf festhielt … Wie leicht ist das Leben in dieser Beziehung doch heute geworden! Und doch denke ich gern an diese Zeiten zurück. Vieles war ursprünglicher aber sicher nicht leichter, nur anders.

Doch nun zu meinen Keksen!

Die Zutaten wiege ich als Erstes ab und stelle sie bereit.

Da ich nur Mandeln mit Haut habe, blanchiere ich erst einmal ein Paket. Dazu setze ich einen Topf mit Wasser auf meinen Herd und koche es auf. Dann gebe ich die 250 g Mandeln in das Wasser und koche sie darin maximal 3 Minuten weiter. Ich gieße das Wasser weg, schrecke die Mandeln etwas ab und befreie sie von ihrer braunen Haut. Ich nehme sie dazu zwischen Daumen, Zeige- und Ringfinger, quetsche sie etwas hin und her und dann flutschen sie wie von selbst aus ihrem Kleid! Das kann sehr schnell und plötzlich passieren, also aufgepasst – sie sind absolut weitflugtauglich!

Zum Trocknen werden die Mandeln nun auf ein sauberes Küchentuch verfrachtet.

Dann schalte ich den Backofen zum Vorwärmen ein, denn diese Plätzchen brauchen keinen Schönheitsschlaf im Kühlschrank.

Ich verrühre nun Fett, Zucker und Ei, bis die Masse schaumig ist. Dann gebe ich Gewürze, Mehl und geriebene Mandeln dazu und vermenge alles gut.

Den Teig rolle ich dann auf einem Backpapier oder einer bemehlten Unterlage ca. 1-2 mm dick aus. Dabei nicht vergessen, das Nudelholz oder die Oberfläche des Teiges leicht zu bemehlen! Dann steche ich die Plätzchen aus und lege sie, mit 1 cm Abstand, auf die Backbleche. Auf diese habe ich vorher je ein Stück Backpapier gelegt.

(Honi soit qui mal y pense) ;D

Nun verquirle ich die 2 Eigelbe miteinander (das Eiweiß verwahre ich in einem kleinen Deckelgefäß für Baiser, Zuckerguss oder andere Verwendungen – es lässt sich auch gut einfrieren. Ich mag keine Lebensmittel fortwerfen, auch ein Erbe meiner Erziehung). Mit einem sauberen Pinsel für Lebensmittel bestreiche ich die Plätzchen dick mit dem Eigelb und drücke dann in jedes eine Mandel.

Das Eigelb gerinnt beim Backen und klebt dabei die Mandel auf dem Teig fest.

Die Mandelplätzchen sonnen sich dann für 15 – 20 Minuten im 200° C heißen Ofen, bis sie zart- goldgelb sind. Dann dürfen sie sich auf dem kalten Fliesenboden abkühlen und das Verknuspern kann beginnen!

Ich habe als Kind immer erst die Plätzchen rund um die Mandel herum aufgeknabbert und mir die leckere Nuss bis zum Schluss aufgehoben ;D !

Diese mürben Plätzchen sind absolut Kaffee- und Schokoladengetränk – tauglich und sehen nicht nur fein aus, sondern schmecken auch ganz fein!

 Mandelplätzchen

50gButter 
 oderBackmargarinemit
130gPuderzucker 
 oderZuckerund
1 Eischaumig schlagen,
1Prs.gemahlene Nelken 
1Prs.gemahlener Zimt 
1Prs.Salz 
150gMehl 
30gabgezogene Mandelngemahlen, unterrühren. Auf einer bemehlten Fläche oder auf Backpapier 1-2 mm dick ausrollen und auf mit Backpapier bedeckte Backbleche legen. Mit
2 Eigelbverquirlt, bestreichen. Auf jedes Plätzchen eine
  abgezoge ganze Mandelndrücken. Und die Bleche im vorgeheizten Backofen bei 200° C ca. 15 – 20 Minuten leicht bräunen.

Veröffentlicht 12.2014 Überarbeitet 17.11.2020

ÜberSusana

Als kleines Kind habe ich oft meiner Großmutter beim Kochen zugesehen.Da sie in den 1890gern geboren wurde, habe ich so Einblick in die Kochsittuation vor mehr als 100 Jahren bekommen. Anfang 1970 habe ich dann gemeinsam mit meiner Tante gekocht. Auch sie war inspiriert von den Rezepten meiner Großmutter. Da zu dem Haus in dem wir wohnten ein Garten gehörte, gab es viel frisches Gemüse. Es war der ganze Stolz meines Großvaters, diesen Garten in Schuss zu halten. Hier wurden "Türksche Erbsen (eine alte Stangenbohnensorte, sogenannte "Speckbohnen") an langen, geschälten Tannentrieben für "Bohnen, Birnen und Speck angebaut. Möhren und Erbsen waren hier zu finden, Radieschen ebenfalls. Von Obstbäumen und Beerenobststräuchern und auch Erdbeeren gab es zum pflücken. Ein großer Walnussbaum lud zum Klettern ein. Im Keller gab es Eingewecktes für den Winter. Später, als ich auf dem Dachboden große Flaschen fand, erzählte man mir vom "Schnaps" der auf verschiedene Arten hergestellt wurde. Ich sah beim Ausnehmen der Hühner und Fische zu die mein Großvater von Bauer oder Markt mitbrachte. Kekse backen mit meiner Tante und ein wenig vom rohen Teig naschen war damals einbesonderes Erlebnis.
Während meines Studiums, in meiner eigenen Wohnung begann ich dann Brot zu backen. Das Geld reichte am Monatsende oft nur noch für Mehl und Hefe. Ich lernte Sparsamkeit und ein paar Tricks, um über die Runden zu kommen.
Dann, nachdem die Kinder (3!) geboren waren und ich gut mit deren Erziehung zu tun hatte, begann ich mich für eine ausgewogene und natürliche Ernährung zu interessieren. Ich belegte Kurse, schaffte mir eine Küchenmaschine mit Getreidemühle an, eine Flockenquetesche und eine Käsepresse an. Damals war die Hobbythek mit Jean Pütz eine Sendung, die ich nicht verpassen wollte und die große Mengen an Information lieferte. Ein Kurs über pflegende und auch dekorative Kosmetik wird angeboten? Ich war dabei. Die Wäsche mit dem Hobbythek-Baukasten waschen war für mich alternativlos.
Die Küchenmaschine arbeitet heute noch perfekt, die Getreidemühle brauchte nur eine neue Getreide-Transport-Schnecke und der Pexiglas-Deckel der Rührschüssel hat nach einem kleinen Sturz einen Sprung. Den Backofen hat schon vor langer Zeit ein Brotback-Automat ersetzt, inzwischen für nur noch 2 Personen völlig ausreichend.
In unserem großen Garten bauen wir fast kein Gemüse mehr an und Tiere gibt es auch nicht mehr zu schlachten. Die wenigen Dinge, die 2 Personen ernähren, kaufen wir. Aber kochen und backen, das tue ich immer noch sehr gern. Die Freude daran habe ich dann auch an unsere Kinder weiter gegeben und auch die Schwiegerkinder begeistern diese Tätigkeiten. Und so haben wir uns zusammengetan um diesen Blog mit unseren traditionellen und auch neuen Lieblingsrezepten zu füllen. Auch kleine Kinderhände werden daran mitarbeiten.
Viel Freude beim Nachkochen und Nachbacken!